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Milton Erickson – der Meister der Hypnosetherapie und der Hypnose

Das Leben und die Arbeit von Dr. Milton H. Erickson

1901 wurde Milton H. Erickson als zweitältestes Kind von insgesamt neun Geschwistern geboren. Sein Vater Albert hatte norwegische Wurzeln und die Familie seiner Mutter Clara stammte aus Neu-England ab.

Mit fünf Jahren übersiedelte die Familie in den Bundesstaat Wisconsin, in den Ort Lowell. Hier besuchte Milton zunächst die Grundschule und im nahen Wishfield die High-School. Da er an Legasthenie litt, erhielt er den Spitznamen „Dictionary“. Dieser Spitzname wurde ihm aufgrund seines Unverständnisses über den richtigen Umgang mit einem Wörterbuch vergeben. Aus seiner Wut heraus fing er damit an, bei dem Suchen eines bestimmten Begriffes, das Wörterbuch immer von Anfang an zu lesen. Lange Zeit galt er als „zurückgeblieben“. Durch viel Training und mit der Übung sich schwierige Buchstaben als Halluzination vorzustellen, schaffte es Erickson, seine Legasthenie zu überwinden.

1919 erkrankte Erickson nach seinem High-School-Abschluss an Kinderlähmung und viel ins Koma. Man ging davon aus, dass er diese kritische Situation nicht überleben würde. Doch nach drei Tagen erlangte er vollkommen gelähmt wieder sein Bewusstsein. Er verbrachte viel Zeit auf seinem Lieblingsplatz, einem Schaukelstuhl. Doch der Wunsch endlich wieder aus dem Fenster herausschauen zu können, war so groß, dass er es schaffte, den Stuhl aus eigener Kraft zu bewegen. Motiviert durch dieses Erfolgserlebnis, setzte er auch in dieser schwierigen Situation auf die Hilfe durch Halluzination. Er schaffte es aus eigenem Willen, seine Muskelkraft wiederherzustellen und nach einem Zeitraum von nur einem Jahr konnte er mit der Unterstützung von Krücken wieder gehen und sogar die Universität besuchen. Durch seine große innere Antriebskraft gelang es ihm, einen 1.200 Meilen langen Kanu-Trip auf dem Fluss Mississippi zu absolvieren. Zwei Jahre später war bis auf ein leichtes Hinken an seiner rechten Seite nichts mehr von der Krankheit zu erkennen.

Zum ersten Kontakt mit dem Thema Hypnose kam es in seinem zweiten Studienjahr und er war davon sofort gefangen. Mit viel Interesse war Erickson ständig am Üben, erbarbeitete verschiedene Techniken und forschte an den Einflussmöglichkeiten der Hypnose von Menschen. Gegensätzlich zur damals verbreitenden Lehrmeinung, arbeitete Milton individualisierbare Methoden aus.

  • Seine erste Ehe schloss er 1925 und bekam in ihr drei Kinder.
  • Seinen Studiumsabschluss mit einem M.A. (Master of Art) im Bereich der Psychologie und einem M.D. (Doktor der Medizin) schloss er 1928 ab.
  • Von 1930 bis 1934 arbeitete er in Massachusetts am Worcester State Hospital und hatte hier verschiedene Positionen inne. Seine höchste Position war die des leitenden Psychiaters. Während dieser Anstellung hatte Erickson viele Möglichkeiten, um sich weiter mit dem Thema Hypnose und den möglichen Einsatzbereichen zu beschäftigen.
  • Seine erste Ehe wurde 1935 geschieden. 1936 heiratete er ein zweites Mal. Aus der Ehe mit Betty gingen fünf Kinder hervor.
  • Die Approbation als Psychiatrie-Facharzt erzielt er 1939. Von 1934 bis 1948 arbeitete er in Detroit an der medizinischen Fakultät als Professor für Psychiatrie.
  • 1947 hatte Erickson einen Fahrradunfall und als Schutz vor einer Tetanusinfektion ließ er sich impfen. Als Reaktion auf die Impfung bekam er einen anaphylaktischen Schock und er musste um sein Leben kämpfen. Die Folge war eine hartnäckige Allergie gegen Pollen. Aus diesem Grund entschied sich die Familie für einen Umzug und sie fanden in Phoenix im Bundesstaat Arizona ein neues zu Hause. In seiner neuen Heimat eröffnete er seine erste private Praxis. Da es im Laufe der Zeit zu weiteren allergischen Reaktionen kam, entschied er sich dazu, seine Praxis von zuhause zu führen.
  • 1953 kam es zu einem erneuten Schicksalsschlag. Erickson erkrankte zum zweiten Mal an Kinderlähmung, die in Kombination mit einer Muskeldystrophie auftrat. Es zog ihm nach Maryland. Eingeschränkt, aber trotzdem motiviert setzte er seine Vortragsreisen und seine schriftstellerischen Tätigkeiten fort. Zu dieser Zeit kam es zu einer intensiven Zusammenarbeit mit John Weakland, Margaret Mead, Jay Haley, Lawrence Kubie und Gregory Bateson.
  • Im Jahr 1957 wurde von ihm die Amerikanische Gesellschaft für Klinische Hypnose gegründet, in welcher er den Vorsitz übernahm.
  • Von 1958 bis 1968 war er der Herausgeber des Journals „American Journal of Clinical Hypnosis“, das er auch gründete.
  • Im Laufe der Jahre verschlechterte sich sein Gesundheitszustand, was ihn 1969 dazu zwang seine Reise- und Vortragstätigkeit aufzugeben. 1947 traf er die persönliche Entscheidung seine Praxis aufzugeben. 1976 wurde er zum dritten Mal von der Kinderlähmung heimgesucht. Dieses Mal ging der Krankheitsverlauf mit multiplen Schmerzzuständen und Muskelschwund einher. Von dann an war er an den Rollstuhl gefesselt und sein Gesicht zeigte eine halbseitige Lähmungserscheinung.
  • Sein Todestag ist der 25. März 1980. Erickson starb in Phoenix in seinem privaten Haus.

Seine herausragenden Leistungen

Durch die Bewusstlosigkeit, die seine Erkrankung mit sich brachte, wurde sein Interesse an Trance-Zuständen geweckt.

Die Bewusstlosigkeit, in die ihn die Erkrankung brachte, nannte er später den Beginn seines Interesses an Trance-Zuständen. Während der Genesungszeit wurde ihm von der medizinischen Seite wenig Hoffnung auf eine ganzheitliche Genesung vermittelt. Um seine Genesung voranzutreiben, beschäftigte sich Erickson intensiv mit partiellen Dissoziationen.

Der Einsatz der Hypnose im Bereich der Psychotherapie ist maßgeblich Erickson zu verdanken. Durch die Ablenkung von Sigmund Freud rückte die Hypnose und ihre Wirkung in den Hintergrund. Der Ansatz von Erickson baut auf die Individualität jedes Patienten / Klienten auf. Aus diesem Grundsatz heraus sah er es als notwendig, für jeden Klienten den individuell passenden Zugang und Ansatz zu entwickeln. Dieser neue Ansatz stand im Konflikt mit den autoritären und standardisierten Methoden, die in den 1950er und 1960er-Jahren angewandt wurden. Die positiv wirkende Rolle des Unbewussten wurde von Erickson ans Licht gebracht. Im Gegensatz zu Freud sah er das Unbewusste als eine nie enden wollende Ressource, die bei der kreativen Selbstheilung unterstützen kann. Ziel des Ansatzes von Milton war es, die durch starre Denkmuster und Schemata eingeschränkten Fähigkeiten des Bewusstseins, mit der Unterstützung von Hypnose zu erweitern. Dabei gelang es dem Hypnotiseur durch die Anwendung von besonderen non-verbalen und verbalen Techniken dem Unterbewusstsein zu ermöglichen, die führende Rolle im Menschen anzunehmen. Parallel dazu ist das Bewusstsein in der Lage, die kreative Ressourcen und unbewussten Selbstheilungskräfte zu erkennen, zu akzeptieren und letztendlich zu integrieren.

Die Wirkung seiner Arbeit und seiner Person bei seiner therapeutischen Kollegschaft und auch seiner Nachwelt war enorm. Er prägte John Weakland, Jay Haley, Paul Watzlawick und gemeinsam mit ihnen die gesamte Palo-Alto-Gruppe. Er beeinflusste maßgeblich die Gründung der Familientherapie und die Gründung vieler Schulungszentren für die systemische Therapie. Vor allem betroffen davon waren die von Frank Farrelly entwickelte Provokative Therapie, der vom Duo Insoo Kim Berg und Steve de Shazer entwickelte, lösungsorientierte Ansatz und die von Matthias Varga von Kibéd du Insa Sparrer entwickelte systematische Strukturaufstellung. Auch die NLP-Gründer John Grinder und Richard Bandler studierten, analysierten und kopierten die Techniken von Erickson und haben die spezielle Art und Weise der Arbeit vom Erickson in ihren Milton-Modell beschrieben.

Die wichtigsten Werke von Dr. Milton Erickson

Titel: Die Lehrgeschichten von Milton H. Erickson

Man nennt Milton H. Erickson den einflußreichsten Hypnotherapeuten unserer Zeit. Ein wesentlicher Bestandteil seiner Therapie sind seine Lehrgeschichten. Erickson schockiert seine Patienten, überrascht sie und bringt sie in Konfusion. Er benutzt Fragen, Wortspiele und seinen unerschöpflichen Humor und vermittelt so indirekt und wirksam seine Suggestionen.Das Buch enthält eine Sammlung von über hundert Lehrgeschichten, die verbatim präsentiert und von Sidney Rosen interpretiert und kommentiert werden.

270 Seiten, iskopress; Auflage: 10 (September 2009)
ISBN 3894034246

Sidney Rosen, John Banmen, Jane Gerber

Untertitel: Hypnotherapie

Thematik: Aufbau – Beispiele – Forschungen

Umfang: 554 Seiten, Verlag: Klett-Cotta, Auflage: 9. Auflage, 2007 April, ISBN

Autoren: Milton H. Erickson und Ernest L. Rossi

Titel: Hypnose

Untertitel: Induktion – Therapeutische Anwendung – Beispiele


Umfang: 360 Seiten, Verlag: Klett-Cotta, Auflage: 6. Auflage aus 2004, ISBN 3608896155

Autoren: Milton H. Erickson,? Ernest L. Rossi, Sheila L. Rossi

Einzelunterricht bei Erickson: Hypnotherapeutische Lektionen bei Milton H. Erickson